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Anders als man vielleicht meinen sollte, zählt der Kaugummi aus zahnärztlicher Sicht nicht zu den problematischen Süßigkeiten. Ganz im Gegenteil: Kaugummikauen hat nachgewiesenermaßen sogar einen präventiven Effekt. 2016 wurde es zur zusätzlichen täglichen Kariesprophylaxe bei bleibenden Zähnen (neben dem Zähneputzen und dem Verwenden von Zahnseide) sogar empfohlen. Dabei wird darauf verwiesen, dass der Kaugummi möglichst zuckerfrei sein sollte.
Der Effekt des Kaugummikauens ergibt sich aus der erhöhten Speichelproduktion. Der Speichel umspült die Zähne, was einen natürlichen mechanischen Reinigungseffekt hat, und enthält wichtige Bestandteile zu Remineralisation des Zahnschmelzes. Die andauernden Kaubewegungen bewirken eine neuronale Rückkopplung, sodass der sezernierte Speichel besonders reich an abpuffernden Basen ist, welche den kariogenen Säuren entgegen wirken. Dabei ist die Speichelflussrate logischerweise umso höher, desto besser der Kaugummi schmeckt. In Ruhe produziert man ungefähr 0,3 – 0,4 Milliliter Speichel pro Minute. Stimuliert, also während des Kauens, können das bis zu sieben Milliliter pro Minute werden. Es läuft einem wortwörtlich das Wasser im Mund zusammen!
Es bleibt zu erwähnen, dass Kaugummikauen nicht nur bei jungen Menschen zu empfehlen ist. Gerade im Alter reduziert sich die Speichelflussrate. Diese „Mundtrockenheit“ kann Nebenwirkungen wie ein erhöhtes Kariesrisiko, ein vermindertes Geschmacksempfinden gekoppelt mit Appetitlosigkeit und auch unangenehmen Mundgeruch zufolge haben.
Einmal abgesehen von der Knigge-Meinung zum Thema kann Kaugummikauen also guten Gewissens empfohlen und von Eltern erlaubt werden. Eventuell können so auch kleine Naschkatzen ausgetrickst werden, die auf ihren regelmäßigen süßen Reizen bestehen. Statt Bonbons oder Schokolade einfach Kaugummi nehmen – und schwupps, hat man den Zähnen sogar etwas Gutes getan.
Übrigens: Einen speziellen „vom Zahnarzt empfohlenen Kaugummi“ gibt es nicht. Da ist der eigene gute Geschmack gefragt.
Wenn Sie Fragen zu diesem oder einem anderen Thema haben sprechen Sie uns gern bei Ihrem nächsten Besuch darauf an!
Ihr Praxisteam Dr. Melanie Elger
(anlässlich des Artikels „Kariesprävention Kaugummi: Genussmittel UND Dentalprodukt“, Zahnmedizinische Mittteilungen Oktober 2018)
Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, warum Milchzähne teilweise schon vor dem regulären Zahnwechsel fehlen. In vielen Fällen sind Zähne bei Unfällen verloren gegangen oder wurden so beschädigt, dass sie hinterher entfernt werden mussten. Ein anderer häufiger Grund ist der Zahnverlust durch tiefe Karies oder Entzündungen. In seltenen Fällen fehlen Milch- oder auch bleibende Zähne von Geburt an, da sie in der Entwicklung nicht angelegt wurden.
Wichtig ist in all diesen Fällen, dass der Durchbruch und die korrekte Einstellung der nachfolgenden Zähne gesichert wird. Denn bleiben Lücken unversorgt kann es passieren, dass die Nachbarzähne sich den zusätzlichen Platz zu eigen machen und ihn mit der Zeit ausfüllen. Zähne, die aufgrund einer Zahnlücke im Gegenkiefer keinen „Aufbiss-Partner“ haben, zeigen zusätzlich eine Tendenz, über die normale Kauebene hinauszuwachsen. Dadurch wird die Funktion und auch das gesunde Wachstum des Kiefers und der zähne gestört.
Gerade im Frontzahnbereich, wo die Zahnlücken besonders auffällig sind, geschieht eine Lückenverengung eher selten. Dass dort ein Platzhalter gebraucht wird, kommt nur in speziellen, individuellen Fällen vor. Im Seitenzahnbereich empfehlen wir allerdings generell die Versorgung von Zahnlücken durch Platzhalter, vorausgesetzt der Durchbruch des Nachfolgerzahns steht noch nicht unmittelbar bevor. Wird ein Zahn auf natürliche Weise ein Wackelzahn, schaffen es die bleibenden Zähne in der Regel, rechtzeitig in ihrer vorgesehenen Lücke zu „parken“.
Wie sieht ein Platzhalter aus?
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Platzhaltern. Einer sieht aus wie eine kleine Zahnspange und ist herausnehmbar. Der andere ist graziler und wird fest im Mund verankert.
Welcher Platzhalter ist für mein Kind geeignet?
Beide Platzhalter haben ihre Vor- und Nachteile, daher sollte im Gespräch zwischen Eltern und Zahnarzt genau überlegt werden, welcher in der jeweiligen Situation besser geeignet ist.
Für den herausnehmbaren Platzhalter sind mehrere Termine notwendig. Als erstes ist ein Abdruck erforderlich, um für das Labor ein Modell des Gebisses herstellen zu können. Kinder, die jünger als 5 Jahre alt sind oder jene, die einen starken Würgereiz aufweisen, haben mit diesem Abdruck häufig Probleme. Außerdem gibt es Kinder, die trotz viel gutem Zureden und Üben die „Spange“ nicht tragen wollen und sie immer wieder heimlich herausnehmen. Der herausnehmbare Platzhalter funktioniert allerdings nur, wenn er konsequent jede Nacht getragen wird und auch regelmäßig von uns kontrolliert wird.
Der festsitzende Platzhalter wird meistens direkt nach Entfernen des Zahnes in die Lücke eingesetzt. Von da an bleibt er im Mund bis sich der bleidende Nachfolger an der Oberfläche zeigt und wird dann in einem kurzen Termin entfernt. Er reicht allerdings nur über eine Lückenbreite. Fehlen zwei Zähne nebeneinander, kann er nicht verwendet werden. Sind Lücken teilweise schon eingeengt und müssen aktiv durch Schrauben aufgedehnt werden, ist eher die herausnehmbare Spange indiziert, in die man Zusatzfunktionen wie Schrauben einarbeiten kann.
Was passiert, wenn man keinen Platzhalter anfertigt?
Sie erkennen nun, dass diese Entscheidung einige Abwägungen birgt. Am wichtigsten ist es allerdings, dass Lücken überhaupt rechtzeitig erkannt und versorgt werden. Es gibt zum Glück in der Zahnmedizin wenig unlösbare Probleme. Wenn Lücken allerdings erstmal verengt sind und der bleibende Zahn keinen Platz findet, wird die Therapie für alle Beteiligten häufig wesentlich schwieriger und aufwendiger. Schiefe oder „nach außen gewachsene Zähne“ müsste man später mit lockeren und/oder festen Zahnspangen in die richtige Position bringen.
Die langwierigen Therapien werden leider nicht immer von der Krankenkasse bezuschusst. Wird ein Zahn komplett an seinem Durchbruch in die Mundhöhle gehindert, kann er auch im Kiefer „stecken bleiben“ und fest mit dem Knochen verwachsen. Solche Zähne müssen häufig chirurgisch entfernt werden und fehlen dann im bleibenden Gebiss. Um symmetrische Verhältnisse zu schaffen, sind in diesen Fällen häufig auch die Entfernungen weiterer Zähne unumgänglich.
Da ist die frühzeitige Vorsorge durch Platzhalter im Vergleich auf jeden Fall die bessere Option.
Ihre Zahnarztpraxis Dr. Melanie Elger
Wenn Sie Fragen zu diesem oder einem anderen Thema haben, sprechen Sie uns gern bei Ihrem nächsten termin darauf an. Ihr Praxisteam Dr. Melanie Elger
Seit 2001 wird die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (kurz: MIH) als eigenständige Diagnose gestellt. Vorher wurde sie entweder als ideopathische Schmelzfehlbildung oder eben erst als Karies erkannt. Heute ist sie klar definiert und wird in drei verschiedene Schweregrade, die jeweils eine andere Therapie erfordern, unterschieden. Meistens findet man die MIH an bleibenden Backenzähnen und Schneidezähnen. Die Zähne sind dann gelblich-weiß oder braun verfärbt und sehen „porös“ aus. Allerdings wird sie auch ab und zu bereits an Milchzähnen oder anderen bleibenden Zähnen gefunden.
Die Ursachen der MIH sind leider bis heute nicht geklärt. Es werden verschiedene Auslöser diskutiert, darunter Sauerstoffmangel bei der Geburt, Antibiotikaeinnahmen während der Schwangerschaft oder in der frühen Kindheit, zu langes Stillen, Mangelernährung, Plastiknuckel und andere. Sicher ist bisher nur, dass der Schmelzmantel der betroffenen Zähne weniger gut mineralisiert ist. Das bedeutet, dass diese Zähne häufig empfindlicher als „normale“ Zähne sind und auch anfälliger für Karies oder Säureattacken. Hinzukommend kann es spontan zu Absprengungen von Zahnstücken kommen. Die betroffenen Patienten haben teilweise sogar schon beim Zähneputzen Schmerzen. Eine besonders gute Mundhygiene ist bei Patienten mit einer MIH allerdings extrem wichtig. Leider reicht gutes Putzen bei der MIH oft nicht aus und die Zähne bekommen Karies, obwohl zuhause alle Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Wir empfehlen als zusätzlichen Schutz regelmäßige Zahnarztbesuche, am besten in Abständen von 3 Monaten. Die MIH-Zähne werden dabei prophylaktisch hochdosig fluoridiert, außerdem können fortschreitende Substanzverluste frühzeitig erkannt und behandelt werden. Weitere Optionen für die häusliche Versorgung der MIH Zähne sind täglich verwendete kariesprotektive Mundspüllösungen und regelmäßige Anwendung von Tooth Mousse oder anderen hochfluoridhaltigen Präparaten wie Elmex Gelee wöchentlich.
Wie sieht die optimale Behandlung eines MIH-Zahnes aus?
MIH Grad 1: Die MIH ersten Grades stellt vor allem ein ästhetisches Problem dar. Die Zähne haben gelblich-braune Flecken und manchmal Absprengungen im Schmelz. Meist sind diese Zähne noch nicht empfindlich. Hier empfiehlt sich im Seitenzahnbereich eine frühzeitige Versiegelung, um dem Zahn optimalen Schutz zu geben. Bei bleibenden Frontzähnen kann der Patient entscheiden, ob ihn die fleckigen Zähne stören und er diese eventuell mit Kunststofffüllungen oder aufgeklebten Verblendschalen (Veneers) optisch den anderen Zähnen angleichen möchte. Es besteht allerdings rein funktionell kein Behandlungsbedarf.
MIH Grad 2: Bei der MIH zweiten Grades sind die Zähne nicht nur verfärbt, sondern weisen auch eine veränderte Form auf. Teilweise fehlen schon Stückchen vom Zahn und dem Patienten fallen diese Zähne zum Beispiel als temperaturempfindlich auf. Diese Zähne kann man meistens sehr gut mit Kunststofffüllungen versorgen. Hierzu müssen allerdings vorerst alle porösen Anteile des Zahnes entfernt werden, um einen idealen Klebeverbund zwischen Zahn und Füllung gewährleisten zu können. Eine solche Füllung kann den Zahn stabilisieren und deckt meist auch die empfindlichen Areale ab. Wichtig für die Langlebigkeit solcher Füllungen ist eine gute Mundhygiene. Es ist also die Mitarbeit des Patienten gefragt.
MIH Grad 3: Manchmal können auch Zähne mit einer MIH dritten Grades noch mit Füllungen versorgt werden. Meistens allerdings sind die Substanzverluste der Zähne so großflächig, dass nur noch eine Versorgung mit einer Krone oder die Entfernung des Zahnes angeraten werden können. Die Entfernung eines Zahnes (Extraktion) kann zum Beispiel bei jungen Patienten angezeigt sein, wenn der Zustand und Schweregrad der MIH vermuten lassen, dass der Zahn auch trotz aufwendiger Rekonstruktion nicht auf Dauer gehalten werden kann. Hier bietet sich es an, den Zahn zu entfernen und die Lücke durch den von hinten anschließenden Zahn zu schließen.
Viele Zahnärzte vertreten noch den Standpunkt, jeden Zahn so lange wie möglich zu erhalten. Auf die Versorgung mit Füllungen folgt dann irgendwann eine prothetische Versorgung mit einer Krone und eventuell Wurzelkanalbehandlungen. Enden tut diese Abwärtsspirale meistens mit Extraktion und Zahnersatz anhand von Brücken oder Implantaten. Für den Patienten bedeutet das häufig, über Jahrzehnte mit der Problematik und Versorgung dieser Zähne beschäftigt zu sein. Zudem häufen sich immer wieder Kosten an. Eine neue Sichtweise auf die Therapie der MIH stellt deswegen eine frühzeitige Entfernung der betroffenen Zähne dar, um dem Patienten eine so lange, teure und aufwendige Versorgung zu ersparen.
Ablauf der Extraktionstherapie bei MIH
Diese Art der Therapie erfordert eine gute Zusammenarbeit von verschiedenen Fachdisziplinen und dem Patienten. Nach der Diagnose einer therapiebedürftigen MIH durch den Zahnarzt, muss zunächst eine umfassende kieferorthopädische Diagnostik durchgeführt werden. Anhand verschiedener Röntgenbilder, Gebissmodellen und Fotos des Patienten kann die Situation eingeschätzt werden und eine individuelle Therapie geplant werden. Teilweise ergibt diese Analyse auch, dass eine Entfernung der Zähne aufgrund des individuellen Wachstumsmusters nicht zu empfehlen ist, da diese große funktionelle oder ästhetische Nachteile ergeben würde. In dem Fall würde man eher zur Erhaltung des Zahnes raten. Wenn die Analyse allerdings grünes Licht für die Entfernung der MIH-Zähne ergeben hat, muss der korrekte Zeitpunkt gewählt werden. Auch der optimale Zeitpunkt für diesen Eingriff ist von Patient zu Patient unterschiedlich. In manchen Fällen nutzt man gern den Wachstumsschub zwischen dem achten und zwölften Lebensjahr aus, um die Lücken kieferorthopädisch zu schließen. In anderen Fällen möchte man die Lücken gern beibehalten, um bereits bestehende Engstände der Zähne auszugleichen. Um die Harmonie der Zahnbögen zu bewahren, kann es manchmal sinnvoll sein, nicht nur die betroffenen Zähne zu entfernen, sondern auch die entsprechenden Zähne auf der gegenüberliegenden Seite oder im anderen Kiefer. Wichtig ist, dass nach Abschluss der Therapie jeder Zahn gut abgestützt und eingereiht ist. Insgesamt ist diese Therapieoption die endgültigste. Allerdings ist sie noch so neu, dass sie nicht alle Zahnärzte kennen und/oder unterstützen. Unser Praxisteam bleibt weiterhin am Ball und informiert sich über alle neuen Erkenntnisse aus der Wissenschaft, um Ihnen und Ihren Kindern immer optimale Therapievorschläge machen zu können.
Wenn Sie Fragen zu MIH oder den Therapiemöglichkeiten haben, sprechen Sie uns gern bei Ihrem nächsten Termin darauf an.
Ihre Kinderzahnarztpraxis Dr. Melanie Elger
(anlässlich des aktuellen Artikels „Kieferorthopädische Extraktionstherapie bei Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH)“ in der ZMK, Ausgabe Juli/August 2016)
Die Kinderzahnheilkunde ist in Deutschland leider noch nicht sehr weit verbreitet. Viele wissen nicht einmal, dass es Spezialisten für die frühzeitige zahnärztliche Behandlung gibt. In Hamburg gibt es derzeit auch nur einige vereinzelte Praxen, die ihr folglich großes Patientenaufkommen mit viel Mühe und Sorgfalt „wuppen“. Aber warum lohnt es sich eigentlich, diese Kinderzahnarztpraxen aufzusuchen? „Was machen die denn anders?“ mag man fragen. Im Folgenden geben wir Ihnen einen kleinen Einblick in unser tägliches Aufgabenfeld, denn die Kinderzahnheilkunde birgt tatsächlich einige Besonderheiten gegenüber der Behandlung von Erwachsenen:
Wie bei jedem anderen Patienten muss auch hier die fachlich korrekte Therapie im Vordergrund stehen. Leider hält sich – sogar unter Fachleuten – vehement die Meinung, Milchzähne müssten nur bei Schmerzen behandelt werden, denn sie „fallen ja sowieso aus“. Dieser Irrglaube führt dazu, dass Therapien bei Kindern häufig zu spät eingeleitet werden. Dies rächt sich spätestens wenn Zähne entfernt werden müssen oder Zahnwanderungen aufgrund der „Karieslöcher“ in aufwendigen und teilsweise invasiven kieferorthopädischen oder prothetischen Therapien resultieren.
Ist die Karies erst einmal vorhanden, sind auch die Therapieoptionen häufig anders als bei Erwachsenen. Nicht alle Zahnärzte sind geschult in der pädiatrischen Diagnosestellung und optimalen Milchzahnbehandlung, denn dieses Fachwissen ist Inhalt langandauernder Fortbildungen. Für Behandler, die nur wenig junge Patienten haben, lohnt es sich auch häufig nicht, die teuren, aber notwendigen Materialien anzuschaffen und Ihre Praxen entsprechend auszurichten sowie das Personal zu schulen.
Zwei Patientengruppen lösen auch bei erfahrenen Behandlern teilweise Unbehagen aus: Patienten mit viel Angst und – Kinder. Warum ist das so? Der Grund liegt auf der Hand. In diesen Fällen kann man sich nicht ausschließlich auf seine fachliche Expertise konzentrieren. Ein Großteil der Behandlung besteht aus der richtigen Verhaltensführung. Man ist also in diesen Momenten nicht nur behandelnder Zahnarzt, sondern schlüpft in alle möglichen Rollen, von vertraulicher Bezugsperson über Psychologe, Hypnotiseur, Comedian, bei Kindern auch manchmal Lehrer, Erzieher oder im besten Fall: Freund. Eltern, die einmal stiller Zuschauer bei einer unserer Behandlungen sein durften, haben vielleicht bemerkt, dass es sich bei unseren scheinbar „lockeren Gesprächen“ um eine spezielle Kombination aus psychologischer Gesprächsführung und händischer Ablenkung handelt. Häufig lassen sich Kinder so schonend und ohne Probleme durch die zahnärztliche Behandlung führen.
Eine weitere Besonderheit der Kinderzahnheilkunde, die nicht direkt offensichtlich ist, aber dennoch schwerwiegend: Derjenige, der bei uns den Therapien rechtlich zustimmt und gegebenenfalls Rechnungen bekommt, ist nicht der Patient selbst. Sondern die Eltern oder ein anderer Vormund. Alle Eltern werden sich einig sein: Es gibt nur eines, das wichtiger ist als die eigene Gesundheit, und zwar die Gesundheit und das Wohlergehen des eigenen Kindes. Da passiert es schon einmal, dass die Mama am Termin aufgeregter ist als der Patient und somit Ängste überträgt oder ungewollt die Behandlung erschwert. Auch wollen Eltern natürlich immer das Beste – und wenn man es sich aussuchen könnte – auch das Schnellste, Kostengünstigste und Einfachste für Ihre Kinder. Diese Vorstellungen lassen sich leider nicht immer realisieren. Somit ist der Tag eines Kinderzahnarztes häufig auch gefüllt mit langen Aufklärungs- und Beratungsgesprächen mit Eltern. Wir versuchen, alle Eltern so umfangreich aufzuklären, dass sie nicht nur wissen, wie die Therapieoptionen aussehen, sondern auch, wie die Behandlungen ablaufen werden und wie sie Ihre Kinder dabei am besten unterstützen können.
Letzendlich ist jedes Kind wie auch jeder Erwachsene unterschiedlich. Unser Konzept sieht daher vor, dass jeder Patient entsprechend seiner individuellen Bedürfnisse behandelt wird. Um die jungen Patienten kennenzulernen und einschätzen zu können, nehmen wir uns viel Zeit für Eingewöhnung und spielerisches Üben. In einigen Fällen wird eine erfolgreiche Behandlung dennoch nur unter Zuhilfenahme von Lachgas oder auch in allgemeiner Narkose möglich sein. Diese Maßnahmen gehören ebenfalls zum Grundrepertoire einer Kinderzahnarztpraxis.
Schließlich bleibt ein Zahnarztbesuch trotzdem immer noch ein Zahnarztbesuch und die meisten Kinder würden einen Besuch bei Oma, eine Reitstunde oder sogar Schule vorziehen. Unser Anliegen ist es dennoch, dass möglichst viele Kinder sowie Ihre Eltern unsere Praxis unbelastet betreten und sie auch wieder mit einem Lachen und vielleicht der ein oder anderen neuen spannenden Geschichte auf den Lippen verlassen.
Ihr Praxisteam Dr. Melanie Elger
Wenn Sie Fragen zu diesem oder einem anderen Thema haben, sprechen Sie uns gern bei Ihrem nächsten Termin darauf an. Wenn wir Sie von unserem Konzept überzeugt haben, dann lassen Sie es uns gern wissen. Wir freuen uns immer über Feedback!
Viele Ärzte und Zahnärzte arbeiten heutzutage mit Hypnosetechniken, um besonders ängstliche oder auch sehr junge Patienten schonend durch ihre Behandlung führen zu können. Nur wenige Behandler erwähnen dabei das Wort „Hypnose“, da es von vielen Menschen falsch verstanden wird. Patienten verbinden damit häufig Negatives wie zum Beispiel den Kontrollverlust über das eigene Handeln oder sie verwechseln die medizinische Hypnose mit einer Showhypnose wie man sie aus Filmen oder dem Zirkus kennt.
Bei einer medizinischen Hypnose begibt sich der Patient selbst und freiwillig – und lediglich angeleitet durch den Behandler – in einen Trancezustand. Je nachdem wie hoch die individuelle Suggestibilität einer Person ist, reicht dieser Trancezustand von einem entspannten Tagträumen bis hin zu einem subjektiv empfundenen Dämmerzustand, der auch zu einem gewissen Grad mit Schmerz- und Angstfreiheit kombiniert sein kann. Der Patient ist während einer solchen Trance bei Bewusstsein, kann auf Fragen eingehen und auch jederzeit aus der Trance aussteigen.
Bei Erwachsenen können solche medizinischen Hypnosen zum Beispiel bei der Rauchentwöhnung helfen, in vielen Alltagssituationen das persönliche Stresslevel senken und – in einigen seltenen Fällen – sogar eine Behandlung ohne lokale Betäubung ermöglichen (z.B. bei sogenannten Spritzenphobikern). Je nach Anwendungsgebiet existieren verschiedene Hypnosetechniken, die man als Zahnarzt in ausgiebigen Fortbildungen erlernen kann.
Bei Kindern funktioniert die medizinische Hypnose – wie so manches – ganz anders als bei Erwachsenen. Kinder begeben sich viel schneller und häufiger in Trance und auch wieder heraus. Der kindliche Alltag ist voller Trancemomente, zum Beispiel beim konzentrierten Spielen oder auch beim Fernsehen. Kinder versinken dabei so tief in ihren Gedanken, dass sie häufig nicht sofort reagieren sollten sie angesprochen werden. Bei den Eltern kann dieses „schlechte Hören“ manchmal zu Frust führen, in unserer Kinderzahnarztpraxis ist es uns ein willkommendes HIlfsmittel.
Kinder, die wir wach und teilweise unter Zuhilfenahme von Lachgas behandeln, werden von uns anhand speziell erlernter Vehaltensführung, die sich an Hypnosetechniken anlehnt, durch die Behandlung gelenkt. Was auf einen Zuschauer wie lockerer „Small Talk“ wirken mag, ist eine verbale und manuelle Technik, um besonders skeptische Patienten vom eigentlichen Geschehen abzulenken und Gedanken fern der zahnärztlichen Therapie anzuregen. Manche Kinder heben dabei langsam eine Hand, ein typisches Zeichen für einen Trancezustand (bei einer Hypnose kataleptische Hand genannt). Unserem Team hilft es außerdem sehr, wenn Eltern sich für den Moment der Behandlung im Hintergrund halten und sich selbst so wenig wie möglich am Gespräch beteiligen. Falls eine Behandlung sehr fließend und einfach abläuft, beziehen wir Eltern natürlich immer gern ein und sie dürfen auch an dem einen oder anderen Ratespiel teilnehmen (Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel „Kinderzahnheilkunde – Ein ganzheitliches Behandlungskonzept“).
Wenn Sie Fragen oder Anregungen zu diesem oder einem anderen Thema haben, sprechen Sie uns jederzeit gern darauf an.
Ihr Praxisteam Dr. Melanie Elger
Die Häufigkeit von therapiebedürftigen Zahnfehlstellungen und Kieferanomalien nimmt immer weiter zu. Heute kommen nur noch wenige Kinder und Jugendliche um eine Zahnspange herum. Genauso verhält es sich mit Fehlfunktionen im sogenannten „myofunktionellen Bereich“ wie zum Beispiel dem „falschen Schlucken“ oder der Mundatmung, die eigentlich eher in den Aufgabenbereich eines Logopäden fallen.
Unsere Erfahrung als Überweiserpraxis an Logopäden hat gezeigt, dass diese häufig jahrelange Terminwartelisten haben, sodass akut zu behandelnde Probleme zu lange aufgeschoben werden. Außerdem ist das Fachgebiet der Logopäden so weit gefächert, dass deren Behandlungsschwerpunkte sich teilweise nicht mit der Behandlung von Zahnfehlstellungen vereinen lassen, obwohl diese Themen häufig Hand in Hand gehen.
Daher macht es Sinn, diese Themen in Zukunft gemeinsam zu betrachten und zu behandeln. In enigen anderen Ländern (USA, UK) ist dieses Konzept der ganzheitlichen Therapie bereits sehr etabliert und auch seit vielen Jahren wissenschaftlich erprobt und fundiert: Es nennt sich Myobrace. In Deutschland steckt Myobrace leider noch in den Kinderschuhen und stößt aufgrund des geringen Bekanntheitsgrades häufig auf Widerstand nach dem Motto: „Hat vorher doch auch ohne funktioniert“. Wir sind von Myobrace überzeugt und möchten unseren Patienten diese alternative Therapie ermöglichen und im Folgenden einmal vorstellen.
Wann macht Myobrace Sinn?
Eventuell haben Sie selbst bei Ihrem Kind schon einige Symptome erkannt, die für eine Behandlung mit Myobrace sprechen. Das wäre zum Beispiel ein häufig offen stehender Mund. Der Muskeltonus um den Mund ist dann meist schwach, die Zunge liegt sichtbar auf den Unterkieferzähnen. Die Zunge als starker Muskel hat eigentlich die Aufgabe das Wachstum des Oberkiefers zu fördern und für die Ausrundung des oberen Zahnbogens zu sorgen. Diese Aufgabe kann sie so nicht erfüllen, die Zähne werden „schief“.
Meistens atmen diese Patienten auch vorwiegend durch den Mund. Für die Atmung ist allerdings die Nase zuständig, sie filtert die Luft besser und kann auch mehr Luft aufnehmen als der Mund. Diese Tatsachen sorgen dafür, dass sogenannte „Mundatmer“ häufiger Infekte ausbrüten und auf Dauer ein Sauerstoffmangel im Blut nachweisbar wird. Dieser zeigt sich zum Beispiel deutlich anhand bläulicher Augenringe.
Andere Patienten schlucken noch nicht richtig. Ein falsches Schluckmuster kann man daran erkennen, dass sich beim Schuckakt viele Muskeln um den Mund herum mitbewegen. Die Zunge drückt dann kräftig gegen die Front- oder Seitenzähne und kann diese auf Dauer verschieben.
All diese Fehlfunktionen sind meist auch mit einer gekrümmten Haltung im Rücken-, Schulter- und Nackenbereich gekoppelt, welche widerum zu Verspannungen und anderweitigen Problemen wie Kopfschmerzen führen kann. Durch den Sauerstoffmangel können sich auch Konzentrationsschwächen und schlechtere schulische Leistungen ergeben. Es wird einem nun klar, dass diese zunächst banal erscheinenden Fehlfunktionen weitreichende Folgen haben können. Umso wichtiger ist es, diese zu erkennen und rechtzeitig zu beheben.
Wie funktioniert Myobrace?
Myobrace besteht aus zwei wesentlichen Teilspekten: Tägliche kurze Übungen, die auf einer App oder CD-ROM abgespielt werden können, und einem Myobrace-Gerät, welches nachts und für die Übungen getragen wird. In Kombination sorgt die Therapie dafür, dass die Zunge sowohl in Ruhe als auch beim Schlucken ihre richtige Position findet und sich alle beteilgten Gewebe mit der Zeit an ihre anatomisch korrekte Lage und Funktion gwöhnen. Später zeigt dann auch die eventuelle Zahnspangenbehandlung bessere Erfolge und stabilere Ergebnisse, da keine falschen Angewohnheiten die Zähne wieder in ihre schiefe Ausgangsposition zurückdrücken.
Die Myobrace-Therapie kann man mit Fitnesstraining vergleichen. Bei beiden zeigen sich die Erfolge nur, wenn man gewissenhaft und regelmäßig trainiert. Wichtig ist auch, dass man einen guten Trainer hat, der einen anleitet, Tipps gibt und auf Erfolge oder Fehler hinweisen kann.
Bei uns bekommt jeder Patient in der Regel eine feste Myobrace-Trainerin zugewiesen, mit der er sich alle vier Wochen trifft. In diesem Terminen werden neue Übungen besprochen und geübt, gegebenenfalls neue Geräte mitgegeben und erklärt und vor allem Fotos angefertigt, um Erfolge nachvollziehbar zu dokumentieren.
Wer gewissenhaft trainiert, sollte nach sechs Quartalen (also anderthalb Jahren) seine Myobrace-Therapie abschließen können. Wichtig ist hier natürlich auch eine sehr gute Mitarbeit der Eltern, die ihre Kinder zum regelmäßigen Üben ermuntern sollten und die, bei Vorschulkindern, als Vorleser der Übungen jeden Tag einen aktiven Teil in der Myobrace-Therapie darstellen.
Myobrace ist wie Sie sehen sehr interaktiv. Bei Bedarf und Interesse beginnt die Therapie daher auch immer mit einem umfangreichen Patientengespräch für Eltern und Kinder. Ob Myobrace für Sie und Ihr Kind in Frage kommt, können wir gern bei Ihrem nächsten Termin besprechen.
Für weitere Fragen zu diesem und anderen Themen stehen wir jederzeit gern bereit.
Ihr Praxisteam Dr. Melanie Elger