Myobrace

Myobrace: Eine kombiniert logopädisch – kieferorthopädische Therapie

Die Häufigkeit von therapiebedürftigen Zahnfehlstellungen und Kieferanomalien nimmt immer weiter zu. Heute kommen nur noch wenige Kinder und Jugendliche um eine Zahnspange herum. Genauso verhält es sich mit Fehlfunktionen im sogenannten „myofunktionellen Bereich“ wie zum Beispiel dem „falschen Schlucken“ oder der Mundatmung, die eigentlich eher in den Aufgabenbereich eines Logopäden fallen.

Unsere Erfahrung als Überweiserpraxis an Logopäden hat gezeigt, dass diese häufig jahrelange Terminwartelisten haben, sodass akut zu behandelnde Probleme zu lange aufgeschoben werden. Außerdem ist das Fachgebiet der Logopäden so weit gefächert, dass deren Behandlungsschwerpunkte sich teilweise nicht mit der Behandlung von Zahnfehlstellungen vereinen lassen, obwohl diese Themen häufig Hand in Hand gehen.
Daher macht es Sinn, diese Themen in Zukunft gemeinsam zu betrachten und zu behandeln. In enigen anderen Ländern (USA, UK) ist dieses Konzept der ganzheitlichen Therapie bereits sehr etabliert und auch seit vielen Jahren wissenschaftlich erprobt und fundiert: Es nennt sich Myobrace. In Deutschland steckt Myobrace leider noch in den Kinderschuhen und stößt aufgrund des geringen Bekanntheitsgrades häufig auf Widerstand nach dem Motto: „Hat vorher doch auch ohne funktioniert“. Wir sind von Myobrace überzeugt und möchten unseren Patienten diese alternative Therapie ermöglichen und im Folgenden einmal vorstellen.

 

Wann macht Myobrace Sinn?

Eventuell haben Sie selbst bei Ihrem Kind schon einige Symptome erkannt, die für eine Behandlung mit Myobrace sprechen. Das wäre zum Beispiel ein häufig offen stehender Mund. Der Muskeltonus um den Mund ist dann meist schwach, die Zunge liegt sichtbar auf den Unterkieferzähnen. Die Zunge als starker Muskel hat eigentlich die Aufgabe das Wachstum des Oberkiefers zu fördern und für die Ausrundung des oberen Zahnbogens zu sorgen. Diese Aufgabe kann sie so nicht erfüllen, die Zähne werden „schief“.

Meistens atmen diese Patienten auch vorwiegend durch den Mund. Für die Atmung ist allerdings die Nase zuständig, sie filtert die Luft besser und kann auch mehr Luft aufnehmen als der Mund. Diese Tatsachen sorgen dafür, dass sogenannte „Mundatmer“ häufiger Infekte ausbrüten und auf Dauer ein Sauerstoffmangel im Blut nachweisbar wird. Dieser zeigt sich zum Beispiel deutlich anhand bläulicher Augenringe.

Andere Patienten schlucken noch nicht richtig. Ein falsches Schluckmuster kann man daran erkennen, dass sich beim Schuckakt viele Muskeln um den Mund herum mitbewegen. Die Zunge drückt dann kräftig gegen die Front- oder Seitenzähne und kann diese auf Dauer verschieben.
All diese Fehlfunktionen sind meist auch mit einer gekrümmten Haltung im Rücken-, Schulter- und Nackenbereich gekoppelt, welche widerum zu Verspannungen und anderweitigen Problemen wie Kopfschmerzen führen kann. Durch den Sauerstoffmangel können sich auch Konzentrationsschwächen und schlechtere schulische Leistungen ergeben. Es wird einem nun klar, dass diese zunächst banal erscheinenden Fehlfunktionen weitreichende Folgen haben können. Umso wichtiger ist es, diese zu erkennen und rechtzeitig zu beheben.

Wie funktioniert Myobrace?

Myobrace besteht aus zwei wesentlichen Teilspekten: Tägliche kurze Übungen, die auf einer App oder CD-ROM abgespielt werden können, und einem Myobrace-Gerät, welches nachts und für die Übungen getragen wird. In Kombination sorgt die Therapie dafür, dass die Zunge sowohl in Ruhe als auch beim Schlucken ihre richtige Position findet und sich alle beteilgten Gewebe mit der Zeit an ihre anatomisch korrekte Lage und Funktion gwöhnen. Später zeigt dann auch die eventuelle Zahnspangenbehandlung bessere Erfolge und stabilere Ergebnisse, da keine falschen Angewohnheiten die Zähne wieder in ihre schiefe Ausgangsposition zurückdrücken.

Die Myobrace-Therapie kann man mit Fitnesstraining vergleichen. Bei beiden zeigen sich die Erfolge nur, wenn man gewissenhaft und regelmäßig trainiert. Wichtig ist auch, dass man einen guten Trainer hat, der einen anleitet, Tipps gibt und auf Erfolge oder Fehler hinweisen kann.
Bei uns bekommt jeder Patient in der Regel eine feste Myobrace-Trainerin zugewiesen, mit der er sich alle vier Wochen trifft. In diesem Terminen werden neue Übungen besprochen und geübt, gegebenenfalls neue Geräte mitgegeben und erklärt und vor allem Fotos angefertigt, um Erfolge nachvollziehbar zu dokumentieren.

Wer gewissenhaft trainiert, sollte nach sechs Quartalen (also anderthalb Jahren) seine Myobrace-Therapie abschließen können. Wichtig ist hier natürlich auch eine sehr gute Mitarbeit der Eltern, die ihre Kinder zum regelmäßigen Üben ermuntern sollten und die, bei Vorschulkindern, als Vorleser der Übungen jeden Tag einen aktiven Teil in der Myobrace-Therapie darstellen.

Myobrace ist wie Sie sehen sehr interaktiv. Bei Bedarf und Interesse beginnt die Therapie daher auch immer mit einem umfangreichen Patientengespräch für Eltern und Kinder. Ob Myobrace für Sie und Ihr Kind in Frage kommt, können wir gern bei Ihrem nächsten Termin besprechen.

 

 

Für weitere Fragen zu diesem und anderen Themen stehen wir jederzeit gern bereit.
Ihr Praxisteam Dr. Melanie Elger