Aufklärung gegen Karies

Aufklärung gegen Karies: Am besten von Kindesbeinen an.

Die Kindheit ist eine Zeit zum Spielen. Aber auch eine Zeit zum Lernen. In der frühen Kindheit werden viele Grundsteine für die spätere Entwicklung gelegt, so zum Beispiel auch der Grundstein für eine richtige Mundhygiene und eine gute Ernährung. Denn jeder weiß, dass Karies auch schon bei Kindern vorkommen kann, aber ist das ein häufiges Problem? Und kann man etwas dagegen unternehmen?

 

Die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) beschäftigte sich aktuell damit, Daten zu diesem Thema zu sammeln, um einen Zukunftsausblick sowie einen Anstoß zum Handeln zu geben.

 

Seit 2004 wurden regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen in Hamburger Schulen durchgeführt. Die Zahnbefunde der untersuchten Kinder wurden dabei in drei Gruppen aufgeteilt: 1. naturgesunde Gebisse, 2. behandlungsbedürftige Gebisse und 3. bereits sanierte (behandelte) Gebisse. Dabei kam heraus, dass in den Jahren 2004/05 nur 47% aller untersuchten Kinder ein naturgesundes Gebiss hatten. Dank umfangreicher Aufklärungsarbeit in Schulen, Kindergärten und beim Zahnarzt stieg diese Zahl bis 2014 auf 57%. In den letzten drei Jahren ist wiederrum ein kleiner Einbruch auf knapp 56% verzeichnet worden, dessen Gründe noch nicht bekannt sind.

 

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass zur Zeit jedes siebte Kind in der ersten Klasse ein erhöhtes Kariesrisiko aufweist.

Für eine zweite Statistik wurden Sechtsklässler an Hamburger Schulen untersucht, die im Schnitt zwölf Jahre alt sind. Der Zahnwechsel von Milchzähnen zu den neuen Erwachsenenzähnen ist zu diesem Zeitpunkt größtenteils abgeschlossen. Man kam bei dieser Altersgruppe zu dem erfreulichen Ergebnis, dass bereits fast 80% der Sechtsklässler naturgesunde Gebisse aufweisen. Zum Teil liegt das wohl daran, dass die Zähne „noch neu“ und etwas robuster sind als Milchzähne, aber ebenfalls an den regelmäßigen und sich stetig verbreitenden und verbesernden Aufklärungsstandards.

 

 

Besonders bei den jüngeren Kindern sind wir also auf dem richtigen Weg, aber noch lange nicht am Ziel, welches die WHO festgelegt hat:

„Im Jahre 2020 sollen 80% oder mehr der 6-Jährigen kariesfrei sein!“

 

Uns liegt viel daran, dieses Ziel zu erreichen und sowohl die Kinder als auch ihre Eltern früh dafür zu sensibilisieren, wie wichtig eine gesunde Ernährung und eine gute Mundhygiene sind. Wenn diese Tatsachen von Anfang an gelernt werden und als Selbstverständlichkeit in den Alltag einfließen, werden diese Kinder wahrscheinlich ihr Leben lang ein niedriges Kariesrisiko haben und später ihre Kinder ebenfalls zu einer optimalen Mundhygiene erziehen können.

 

Gemeinsam mit Schulen und Kindergärten haben sich die Zahnärztekammer Hamburg und das Gesundheitsamt einige Maßnahmen überlegt, um auch in Zukunft die Aufklärung der Kinder und Eltern zu optimieren:
Regelmäßige Prophylaxeprogramme mit oder ohne individuellen Untersuchungen werden in Schulen und Kindergärten durchgeführt. Kinder mit behandlungsbedürftigen Gebissen oder einer zu verbessernden Mundhygiene bekommen grüne Elternbriefe nach Hause. Die Eltern werden aufgefordert, mit ihren Kindern bei einem Zahnarzt vorstellig zu werden. Dieser bestätigt mit einer Unterschrift und einem Stempel, dass das Kind einer zahnärztlichen Behandlung zugeführt wurde. Die Zettel werden daraufhin in den Schulen und Kindergärten wieder eingesammelt. Falls sich die Befunde in bestimmten Fällen nicht verbessern, werden Kinder und Eltern zu einem persönlichen Beratungstermin ins Gesundheitsamt eingeladen, um sicherzustellen, dass dem Kind letztlich noch die angemessene Behandlung und Aufklärung zukommt. In seltenen Fällen wird das Jugendamt unterstützend tätig.

 

Schulen können außerdem bei der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (LAJH) Unterrichtsstunden durch geschultes Personal buchen, um die Kinder im Sinne einer Gruppenprophylaxe zu schulen. Denn gerade in Gemeinschaft mit Gleichaltrigen verläuft der Lernprozess spielerisch und nachhaltig.

 

Auch Theatheraufführungen zum Thema Zähneputzen oder Zahnarztbehandlung kann man über die LAJH buchen.

 

Viele Schulen oder Kindergärten haben auch sogenannte „Paten-Praxen“, die regelmäßig von den Schulklassen oder Kindergartengruppen besucht werden. Dort wird dann nicht nur die richtige Mundhygiene und Ernährung erklärt, sondern auch eine zahnärztliche Untersuchung wie in einem Rollenspiel geübt. Einen Tag später bietet es sich an, den Tag beim Zahnarzt mit den Kindern zu besprechen. Was haben sie gelernt? Hat es Spaß gemacht? Kinder, die die zahnärztliche Untersuchung verweigern, können so in einer gelösten Atmosphäre ihre ersten Erfahrungen sammeln und Stück für Stück die Zahnarzt-Angst abbauen.

 

Last – but not least – wird die gesonderte „Kinderzahnheilkunde“ auch in Hamburg immer stärker repräsentiert. Diesen Herbst findet erstmals das „Curriculum Kinderzahnheilkunde“ statt, ein halbjährlicher Lehrgang, der Zahnärzte im Bereich Kinderzahnbehandlungen weiterbildet. Denn entgegen weitläufiger Meinung sind Kinder eben keine „kleinen Erwachsenen“, ihre Behandlung bedarf sowohl fachlich als auch im persönlichen Umgang ganz anderer Maßnahmen.

Auch wir arbeiten in unserer Praxis an einer Möglichkeit, unsere Kompetenzen im Bereich der Kinderzahnbehandlung an interessierte Kollegen weiterzugeben und die optimalen Behandlungsmaßnahmen sowie die Aufklärungsarbeit für Eltern und Kinder zu verbreiten.

 

Sollten Sie weitere Fragen zu diesem oder einem anderen Thema haben, sprechen Sie uns gern bei Ihrem nächsten Termin darauf an.

 

Ihr Praxisteam Dr. Melanie Elger

 

 

(Anlässlich des Kurzberichtes „Zahngesundheit Hamburger Schulkinder“ der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV), Ausgabe Juni 2017)